November 2012: Xi Jinping wird Generalsekretär der Kommunistischen Partei Chinas. Er ruft eine „neue Ära“ aus – und beginnt umgehend mit dem Umbau des Landes. Nach Jahrzehnten des wirtschaftlichen Booms, nach einer kurzen Blütezeit von Zivilgesellschaft und freien Debatten folgt nun der Marsch in den totalitären Staat. Kai Strittmatter hat als Journalist und Autor die ersten Jahre der Herrschaft Xis vor Ort verfolgt. Er schildert den politischen und vor allem ideologischen Wandel zu einem neuen China: innenpolitisch repressiv, außenpolitisch auftrumpfend. Für Deutschland und die liberalen Demokratien ist dieses China heute die größte Herausforderung, der es sich zu stellen gilt. Der Sinologe Kai Strittmatter war von 1997 bis 2005 und von 2012 bis 2018 Korrespondent der Süddeutschen Zeitung in Peking. Die Musikerinnen Ye Xing und Shao Xinyi bringen mit ihren Instrumenten Pipa und Guzheng klassische chinesische Klangwelten zu Gehör. Moderation: Joyce Lee, Journalistin und Podcasterin (Welt.Macht.China)

Der scheinbar unaufhaltsame Aufstieg der Volksrepublik ist ins Stocken geraten - auch wegen der rigiden Bevölkerungspolitik Chinas. Weil Peking viel zu lange die Ein-Kind Geburtenplanung erzwang, überalterte die chinesische Gesellschaft rascher als erwartet. Sie schrumpft mit spürbaren Folgen: China wurde im April 2023 als bislang bevölkerungsreichste Nation der Erde von Indien überholt; das Wachstum der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt stagniert. Droht ein Verlust der Innovationsfähigkeit? Eine Spaltung zwischen arm und reich? Stadt und Land? Ein Abend über die Gesellschaft und das Leben in China heute. Johnny Erling hat zwischen 1975 und Ende 2019 die chinesische Gesellschaft vor Ort beobachten können. Er studierte an der Universität Peking, arbeitete mehrere Jahre als Verlagslektor und in der Entwicklungszusammenarbeit auch in der Provinz. Dazwischen berichtete er mehr als 25 Jahre als  China- Korrespondent mit Sitz in Peking für deutschsprachige Tageszeitungen, zuletzt von 1997 bis 2019 für die WELT (Berlin) und den Standard (Wien).

Seit den ersten Kulturzusammenstößen in den Jahren 1239-40 galten die Mongolen in Westeuropa als furchterregende Schreckensmacht. In den 1240er Jahren stellte man sich in Europa gar die Frage, ob die Mongolen, die man Tartaren nannte, aus dem „tartarus“ – der Hölle – entsprungen seien. Marco Polo entwickelte demgegenüber ein völlig anderes Bild der Mongolen. Der Vortrag erläutert, aus welcher Perspektive Marco Polo die mongolische Herrschaft über China beschrieb und wie er damit unser Bild dieser Herrschaft prägte. In Kooperation mit dem Zentrum Seniorenstudium der Ludwig-Maximilians-Universität.

Es ist ein Konflikt, der die Welt in Atem hält: Die kommunistische Führung in Peking betrachtet Taiwan als "abtrünnige Provinz", die mit dem Mutterland vereinigt werden muss. Taipeh wiederum will seine faktische Unabhängigkeit und die hart erkämpfte Demokratie bewahren. Vor diesem Hintergrund widmet sich Stephan Thome in seinem Vortrag seiner Wahlheimat Taiwan: der Entwicklung von der Diktatur zu einer modernen Demokratie, der Herausbildung einer taiwanischen Identität, den Beziehungen zur Volksrepublik - sowie der Frage, wie der aktuelle Konflikt in der Taiwanstraße einzuordnen ist. Dr. Stephan Thome ist Schriftsteller und Sinologe. Sein Buch "Schmales Gewässer, gefährliche Strömung. Der Konflikt in der Taiwanstraße" erscheint im Suhrkamp Verlag.

Mit der "Globalen Entwicklungsstrategie" und der "Globalen Sicherheitsstrategie" formulierte die VR China unter Xi Jinping ihre Ziele für eine neue globale Ordnung. Obwohl als multilaterale Ordnung unter Einbindung der Entwicklungs- und Schwellenländer propagiert, geht es im Kern um die Großmachtkonkurrenz mit den USA. Geopolitisch im Fokus steht dabei vor allem der pazifische Raum. Saskia Hieber analysiert die strategischen Ziele der VR China, die ihnen zugrunde liegenden innen- und außenpolitischen Motivationen sowie die sich daraus ergebenden internationalen Konfliktlinien. Dr. Saskia Hieber ist Dozentin für Internationale Politik mit Schwerpunkt Asien-Pazifik an der Akademie für Politische Bildung in Tutzing und Lehrbeauftragte für Internationale Politik - Ostasien an der Universität Regensburg.

In Marco Polos "Beschreibung der Welt" gibt es wenige Nennungen von Drachen und zahlreiche Hinweise auf Tiger in China. Obwohl letztere als „Löwen“ bezeichnet werden, geht aus seinen Aufzeichnungen klar hervor, dass damit meistens Tiger gemeint waren. Der Vortrag macht deutlich, auf der Grundlage von chinesischen und westlichen Primärquellen und Forschungsergebnissen, dass der Venezianer wahrscheinlich der erste Europäer war, der über asiatische Tiger berichtet hat, und darum kein Zweifel bestehen kann, dass die Polos tatsächlich in China waren. In Kooperation mit dem Zentrum Seniorenstudium der Ludwig-Maximilians-Universität.

Wie keine andere Lehre prägte der Konfuzianismus die chinesische Gesellschaft. Die Ausrichtung auf Loyalität, Ehrung von Ahnen und Eltern und das Wahren von Anstand und Sitte sind Kernpunkte der Lehre des Konfuzius. Klare Hierarchien und Ordnung zeichnen diese Denktradition aus. Prof. Dr. Hans van Ess zeichnet als Experte für Konfuzius und den Konfuzianismus die Entwicklung dieser Tradition nach und stellt deren Grundsätze vor.

In Venedig galt Marco Polo als der „Spinner vom Rialto“. Und doch nimmt die Forschung heute an, dass die Reiseberichte in seinem Buch „Il Milione - Die Wunder der Welt“ auf tatsächlich Erlebtem beruhen. Marco Polo war indes nicht der erste oder der letzte, der Erfahrungen in Asien hatte. Das Vordringen der Mongolen nach Westen im 13. Jahrhundert brachte eine neue Form der Verbundenheit zwischen Europa und Asien hervor. Viele Gesandte und Abenteurer machten sich damals in den Fernen Osten auf und beschrieben ihre Eindrücke von den fernen Ländereien. Dadurch eröffnete sich ein weiter Erfahrungshorizont, und die Europäer mussten viele ihrer liebgewonnenen Vorstellungen von der Welt korrigieren. In Kooperation mit dem Zentrum Seniorenstudium der Ludwig-Maximilians-Universität.

Der Daoismus (auch Taoismus genannt) ist eine der wichtigsten Strömungen des chinesischen Denkens. Daoistische Texte wie das Daodejing (Tao Te King) zählen zu den bekanntesten und am häufigsten übersetzten, aber auch am häufigsten missverstandenen Werken der chinesischen Philosophie. Dieser Vortrag soll eine Einführung in die Grundgedanken des daoistischen Denkens geben: den Kosmos als dynamisches Wesen, das Streben nach einer intuitiven Einheit mit der Natur und die Kunst des Nicht-Handelns als Prinzip des guten Lebens. Klassische Philosophen des Daoismus wie Laozi und Zhuangzi werden zur Sprache kommen und zeigen, dass der Daoismus wichtige Lehren auch für das Leben in der Gegenwart bereithält.

Die Seidenstraße, die Ostasien mit dem Mittelmeerraum verband, ist in letzter Zeit zum Inbegriff einer frühen Globalisierung geworden. Der Vortrag zeigt primär aus chinesischer Perspektive, welcher Güter im Auftrag von Herrschern und Handelsherren auf Land- und Seerouten transportiert wurden, welche Religionen sich über das Routennetzwerk verbreiteten und welche Schlüsseltechnologien, allen voran Papier und Buchdruck, vom Reich der Mitte aus ihren Siegeszug über die ganze Welt antraten. In Kooperation mit dem Zentrum Seniorenstudium der Ludwig-Maximilians-Universität.

Chinas Wiederaufstieg zu einer ökonomischen und politischen Weltmacht weckt Bewunderung, aber auch Ängste. Doch welche kulturellen und geistigen Hintergründe stehen hinter dieser Entwicklung? Mit Blick auf die Zeit nach 1989 betrachten wir die chinesische Philosophie unter neuen Vorzeichen: als zwischen Ost und West stehendes und vom alten und neuen China geprägtes transkulturelles Phänomen, das über China hinaus Wirkung entfaltet.

Weltweit schlummern in Tieren - vom Pangolin bis zur Fledermaus - zahllose Erreger, die auch uns Menschen infizieren können. Weil wir die Welt immer dichter besiedeln und Lebensräume zerstören, wird der Ausbruch von Pandemien immer wahrscheinlicher: Jagd und Wilderei, Handel und Schmuggel, aber auch unsere Nutztierhaltung bringen immer neue Erreger zu uns. Der Evolutionsbiologe Prof. Dr. Matthias Glaubrecht - wissenschaftlicher Projektleiter am Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels - ordnet die Corona-Pandemie ein, diskutiert die Rolle Chinas und liefert ein Panorama der Seuchengeschichte. Seine Lehre: Wir sollten nicht Krieg gegen ein Virus führen, sondern gegen die Zerstörung der Natur kämpfen. Sein Buch "Die Rache des Pangolin" ist 2022 beim Ullstein Verlag erschienen.

Der Buddhismus ist eine Denktradition Chinas, die zwar aus einem anderen Kulturraum und somit „von außen“ kommt, zugleich aber in China eine eigene Linie ausbuchstabiert hat. Welche Besonderheiten prägen den Buddhismus in China im Vergleich zu dem in anderen Ländern? Und welche Rolle spielt er in der modernen chinesischen Gesellschaft – insbesondere nach der Kulturrevolution, in der zahlreiche Tempel zerstört wurden?

Neben Konfuzius und Lao-tse hat die klassische chinesische Philosophie noch andere, im Westen weitgehend unbekannte Denker hervorgebracht. Dieser Vortrag stellt drei dieser vergessenen Philosophen vor: Mo Di, den hemdsärmligen Pragmatiker und Utilitaristen, für den nur gut ist, was nützlich ist; Yang Zhu, den lebenslustigen Hedonisten, der das Glück im Ausstieg aus der Gesellschaft und in sinnlichen Freuden sucht; und Han Feizi, den chinesischen Machiavelli, für den alle Philosophie im Dienst der staatlichen Macht und der politischen Systemoptimierung steht.

Ohne China geht es nicht. Soweit sind sich Wirtschaft und Politik in Deutschland einig. Doch über die Ausgestaltung deutsch-chinesischer Wirtschaftsbeziehungen, insbesondere über das Ausbalancieren von Abhängigkeiten und Risiken, gehen die Positionen auseinander. Können sich deutsche Firmen vor staatlich geförderter chinesischer Billig-Konkurrenz schützen - und der Staat vor der Übernahme kritischer Infrastruktur durch ein autoritäres Regime? Unter welchen Bedingungen arbeiten deutsche Unternehmen in der Volksrepublik? Wie umgehen mit der Abhängigkeit Deutschlands von China? Ist De-Risking ein erfolgversprechender Weg? Über Fragen wie diese diskutieren: Stefan Geiger, Geschäftsführer des Chinaforums Bayern e.V. Prof. Dr. Christian Schmidkonz, Munich Business School Dr. Sabine Stricker-Kellerer, Rechtsanwältin, SSK-Asia Moderation: Dr. Astrid Freyeisen, Bayerischer Rundfunk

Seit deutlich geworden ist, in welchem Maße Deutschland von russischen Energielieferungen abhängig war, sind auch die deutsch-chinesischen Beziehungen verstärkt in den Fokus gerückt. Die Volksrepublik China gilt als systemischer Rivale. Ihre globalen Ambitionen befeuern die Sorge vor einer bis nach Europa reichenden politischen und wirtschaftlichen Dominanz sowie weitreichender Einflussnahme. Zugleich ist Deutschland in vielen Bereichen von chinesischen Produkten abhängig - und die deutsche Wirtschaft setzt weiterhin auf den chinesischen Markt. Wie stellen sich die deutsch-chinesischen Beziehungen aus Sicht der Volksrepublik dar? Der Abend lädt ein zu einem Perspektivwechsel. Zu Gast: N.N., Generalkonsulat der Volksrepublik China in München