Im frühen deutschen Film nach 1945 spiegeln sich die unmittelbare Nachkriegssituation, die Mentalität der deutschen Bevölkerung und die jüngste Vergangenheit voller Schrecken wider. NS-Gewalt, Krieg und Bombennächte, individuelle Verstrickung, Schuld und Scham, Rachegedanken, die Heimkehrer-Thematik und die Sehnsucht nach einem Neubeginn werden aufgegriffen. Deutschland wird moralisch „wiederaufgerüstet" – aber im Westen und Osten mit ganz unterschiedlichen Akzenten. Die Tagung spannt den Bogen von Filmen der unmittelbaren Nachkriegszeit bis hin zur konservativen Wende der beginnenden 1950er Jahre. Bekannte und auch wenig gezeigte Spielfilme, Dokumentar- und „Umerziehungs“-Filme sollen behandelt und diskutiert werden.

Iwan Turgenjew und Isaak Babel: zwei Jahrhunderte, zwei Welten – ein Thema. Die Erzählung „Erste Liebe“ des jüdischen Revolutionärs und Avantgardisten Babel ist eine literarische Verbeugung vor der gleichnamigen Novelle des russischen Adeligen und Klassikers Turgenjew. Über den Vergleich der zwei Schlüsselwerke beleuchtet das Seminar Leben und Werk der beiden Autoren. Behandelt werden Turgenjews „Erste Liebe“ und sein Roman „Väter und Söhne“, von Babel ausgewählte Erzählungen (Kopien werden verteilt) sowie die „Die Reiterarmee“.

Leni Riefenstahl ist eine der umstrittensten deutschen Regisseurinnen. Vor allem ihre Filme „Triumph des Willens“ und „Olympia“ sind bis heute Quellen heftiger Diskussionen. Das Seminar befasst sich analytisch-entdeckend mit dem Einfluss ihrer Biografie und den filmischen Mitteln der Inszenierung - neue Kameraperspektiven, Schnitttechniken, Musik - im Spannungsfeld zwischen Riefenstahls Auffassung von Filmkunst, Schönheit, Perfektion und der nationalsozialistischen Propaganda. Texte, Urteile und Positionen zu ihrem Werk und ihrer Person beleuchten den zeithistorischen Kontext und vertiefen die Diskussion darüber, inwieweit sich Kunst von Politik trennen lässt.

Ein kleiner Ort in der Eifel, seine Menschen und ihre Geschichten, eingelassen in die große Geschichte und die Natur – mit dem nüchternen Pathos des Chronisten erzählt Norbert Scheuer von den Lebenden und den Toten, von Liebe und Krieg, Betrug und Hinterlist, von Schönheit und Verfall. So wird aus dem Städtchen Kall, in dem alle Bücher dieses Autors angesiedelt sind, ein unvergesslicher Weltort der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Wir besprechen Norbert Scheuers Romane "Überm Rauschen" (2009), "Die Sprache der Vögel" (2015) und "Winterbienen" (2019).