Nation, Nationalstaat und Nationalismus zählen zu den politisch-kulturellen Faktoren, welche die europäische Geschichte im 19. und 20. Jahrhundert entscheidend geprägt haben. Der Soziologe Norbert Elias bezeichnete den Nationalismus als eines „der mächtigsten, wenn nicht das mächtigste soziale Glaubenssystem“ jener Zeit. Das Seminar zeichnet die Entwicklung in Deutschland und Europa bis in die Gegenwart nach. Schien nationalistisches Denken nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst überholt, hat seine Attraktivität inzwischen wieder massiv zugenommen. Welche Gründe und politischen Kräfte sind dafür verantwortlich?

Bereits das Osmanische und das Deutsche Reich verbanden enge wirtschaftliche und militärische Beziehungen - beide verloren den Ersten Weltkrieg und zerfielen. Nach dem Anwerbeabkommen 1961 trugen türkische Gastarbeiter*innen maßgeblich zum Wirtschaftswunder bei. Seither kreuzen sich deutsche und türkische Lebenswege vielfach: Menschen mit türkischen Wurzeln gestalten und prägen Deutschland wesentlich mit - sie verstehen sich als „Brückenbauer“ zwischen beiden Ländern. Trotzdem kommt es immer wieder zu Missverständnissen. Wie steht es wirklich um die vielbeschworene deutsch-türkische Freundschaft? In historischen und aktuellen Perspektiven, in Vorträgen und Gesprächen mit der Journalistin Dr. Birgit Muth, Redakteurin beim BR und ehemalige ARD-Korrespondentin Türkei, wird das Thema beleuchtet. Zu Gast im Seminar ist Gönül Yerli, Vizedirektorin der Islamischen Gemeinde Penzberg.