John Rawls ist der vielleicht wichtigste Theoretiker der Gerechtigkeit seit Platon und Aristoteles. Mit seinem Hauptwerk „Eine Theorie der Gerechtigkeit“ (1971) erneuert er die Vertragstheorie des Staates und begründet Gerechtigkeitsgrundsätze innerhalb einer wohlgeordneten Gesellschaft. In der kurzen Schrift „Das Recht der Völker“ (1993) wendet er seine kantianische Vertragstheorie auf die Folgefrage nach einer gerechten globalen Ordnung zwischen den Gesellschaften an. Welche Grundsätze ermöglichen ein gerechtes und friedliches Zusammenleben? Wann sind Kriege gerechtfertigt? Wie könnte eine vernünftige internationale Ordnung aussehen?

Die Theorie des gerechten Krieges steht zwischen dem Pazifismus (Krieg ist immer abzulehnen) und dem sogenannten Realismus (Krieg dient der Durchsetzung von Interessen). Ihr zufolge gibt es Kriege, die moralisch gerechtfertigt sind. Zur Beurteilung hat sie Kriterien entwickelt für Kriegseintritt (ius ad bellum), Kriegsführung (ius in bello) und Beendigung von Kriegen (ius ex bello). Der Vortrag führt in die Theorie des gerechten Krieges ein und nimmt auch Bezug auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Jede Gesellschaft erlegt ihren Mitgliedern bestimmte Pflichten auf: die Moral. Ethik ist die philosophische Reflektion auf dieses Sollen. Sie fragt: Was soll ich tun? Wie soll ich leben? Warum überhaupt moralisch sein? Zentral sind weniger die Antworten als vielmehr die Begründungen: Warum soll ich bestimmten Pflichten gehorchen? Erst dadurch werden Pflichten legitim. Das Seminar bietet eine Einführung in die drei wichtigsten normativen ethischen Theorien: die Tugendethik des Aristoteles, die Pflichtenethik Kants und die Nutzenethik der Utilitaristen.