Mit den großen jüdischen Einwanderungswellen ab Ende des 19. Jahrhunderts und der Gründung des Staates Israel 1948 entstand eine aktualisierende Lektüre biblischer Texte, die die stets abwägende rabbinische Tradition so nicht kannte. Vor allem das Buch Josua, das von der Inbesitznahme Kanaans durch die israelitischen Stämme handelt, wurde als Modell der modernen jüdischen Geschichte interpretiert. Sowohl säkulare Juden, wie Israels erster Ministerpräsident David Ben Gurion, als auch religiös fundamentalistische Rabbiner wie Shlomo Aviner sahen und sehen sich in den Fußstapfen Josuas. Diese Art der Bibellektüre soll an Beispielen verdeutlicht und in ihrer theologischen wie politischen Problematik aufgezeigt werden.
Tamar Avraham studierte katholische Theologie in Passau, Bonn, Jerusalem und Wien sowie Judaistik, Islamwissenschaft und vergleichende Religionswissenschaft. Sie arbeitet in der interreligiösen Bildungsarbeit, u. a. als Gastdozentin beim Theologischen Studienjahr an der Dormitio-Abtei in Jerusalem, und lebt als modern orthodoxe Jüdin in Jerusalem.
Kursnummer U138023